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Über Nikotinabhängigkeit (mit Fragebogen)

Eine Befragung des Robert Koch Instituts aus den Jahren 2008/2009 ergab, dass 34 % der Männer und 26 % der Frauen in Deutschland rauchen.


Im Alter von 18–29 Jahren ist die Quote am höchsten (43 % der Männer, 38 % der Frauen), zwischen 30 und 44 Jahren sind es 42 % der Männer und 33 % der Frauen, im Alter von 45–64 Jahren 34 % der Männer und 29 % der Frauen. Im Alter von über 65 Jahren rauchen nur noch etwa 10 % der Männer und Frauen.


Positives vermeldet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Bei Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren ist der Anteil der Raucher von 27 % im Jahr 2001 auf 12 % im Jahr 2011 gesunken.
Obwohl sich die Mehrzahl der Raucher einen Rauchstopp wünscht, zeigte eine an über 600 Probanden durchgeführte ältere Untersuchung, dass 80 % aller spontaner abrupter Rauchstoppversuche ohne Hilfe von außen bereits innerhalb des ersten Monats scheitern. Nach sechs Monaten blieben in dieser Studie nur etwa 3 % der Ex-Raucher vollständig abstinent!


Im Schnitt brauchen Raucher mindestens vier Versuche, bis eine längerfristige Abstinenz erreicht wird. Sogar nach einem Myokardinfarkt oder wenn sich ein Lungenkarzinom entwickelt hat, gelingt ein Rauchstopp nur weniger als der Hälfte der Betroffenen.


Diagnostik 


Es müssen für die Diagnose einer Tabakabhängigkeit drei der sechs der im Fragebogen aufgeführten Kriterien zumindest einen Monat lang oder alternativ innerhalb von zwölf Monaten wiederholt aufgetreten sein. Zur Erfassung des Rauchverhaltens und somit indirekt der Ausprägung der Nikotinabhängigkeit hat sich in der Praxis der Fagerström-Test für Nikotinabhängigkeit bewährt, der die Abhängigkeitsausprägung vor allem im Hinblick auf die Anzahl der täglich konsumierten Zigaretten und die Tageszeitabhängigkeit einstuft.


Ein gängiges Maß zur groben Abschätzung des Nikotinkonsums in der Vergangenheit und der eventuellen gesundheitlichen Folgeschäden ist das Packungsjahr („pack year“) als Ergebnis der Multiplikation der Zahl der täglich konsumierten Zigarettenpackungen mit der Zahl der Raucherjahre.


Zur Erfassung der Schadstoffbelastung sowie zur Überwachung und Stärkung der Abstinenz stehen die apparative Messung des Kohlenmonoxids in der Ausatemluft und die Bestimmung von Abbauprodukten von Nikotin im Urin, Serum oder Speichel zur Verfügung.


Neurobiologie der Nikotinwirkung


Das Abhängigkeitspotenzial des Rauchens wird maßgeblich durch das im Tabak erhaltene Nikotin bestimmt. 


Physische Faktoren


Nikotin aus dem Zigaretteninhalat hat im menschlichen Körper eine Halbwertszeit von zwei Stunden und gerät über die Schleimhäute und das Lungengewebe rasch in den Kreislauf. Auf diese Weise wird das Nikotin innerhalb von Sekunden in unveränderter Form zum Gehirn transportiert, diffundiert dort rasch zu den Nervenzellen und bindet dort an Rezeptoren des Belohnungssystems.


Psychische Faktoren


Subjektive Effekte des Nikotins sind vornehmlich angenehme Gefühle, Entspannung, reduziertes Stressempfinden und reduzierte Ängstlichkeit. Im Zuge der Nikotinentwöhnung kommt es umgekehrt zu einer Herunterregulation der belohnenden Wirkung, was mit negativen Effekten wie erhöhter Reizbarkeit, Schlafstörungen oder Angstgefühlen verbunden sein kann.


Hinzu kommen Konditionierungsprozesse im Sinne einer Verbindung zwischen den positiven pharmakologischen Wirkungen von Nikotin und neutralen Stimuli (z. B. Auto fahren, Musik hören, belastende Konversationen) oder Geschmack/ Duft des Zigarettenrauchs an der Entstehung und Aufrechterhaltung der Nikotinabhängigkeit. Auch diese sind eine Ursache für Rückfälle nach einer Entwöhnung.

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